Wissen Sie, manchmal kriegt man richtig interessante Fragen gestellt, zum Beispiel die:
„Warum lehnen Sie eigentlich das „Gendern“ so massiv ab? Sie polemisieren sowohl auf Ihrer Homepage als in Ihrem Bewerbungs-Buch dagegen. Aber viele wollen eine gender-gerechte Sprache benutzen, weil das einfach fairer ist! Und wer von Ihnen beiden ist eigentlich dagegen - Rath oder Dr. Schmidt? "
Fürwahr: Das ist die aktuellste Frage überhaupt!
Gendern oder nicht?
Zunächst darf ich verraten:
Sowohl Dr. Schmidt, Grammatiker und Germanist, als auch Rath, Romancier und Essayist, wir sind alle beide von tiefer Abneigung erfüllt gegen diese Verhunzung unserer Sprache.
Es ist merkwürdig zu sehen und zu hören, wie sich auf allen Ebenen plötzlich Sprach-Blockwarte (und Sprach-Blockwartinnen) emporheben und mit denunzierendem Fingerzeig auf all jene weisen, die gegen ein Gebot von Ober-Sprachwartin Pusch verstoßen.
Luise Pusch ist selbsternannte Vorkämpferin der feministischen Linguistik. Sie kann sich rühmen, dass sie einiges Richtige zum Thema Genus und Geschlecht im Deutschen gesagt hat. Aber auch viel Unsinn:
So hat sie erklärt, das „generische Maskulinum“ sei eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Vorher habe es das nicht gegeben.
Das ist Pusch-scher Nonsens. Der wichtigste Zeuge für die Sprache der frühen Neuzeit ist Martin Luther (leider ein Mann!).
Sein Meisterwerk war die Übersetzung der vorher lateinischen Bibel: „Dem Volk aufs Maul geschaut“ hat er dabei. In dieser Zeit gab es Königinnen und Gräfinnen, aber keine Schmiedinnen und Bürgermeisterinnen: 90 % der Bevölkerung waren damals Bauern, Bäuerinnen mit Knechten und Mägden.
Schon Luther benennt die Bauern immer mit der Form des generischen Maskulinums! An keiner Stelle der Bibel steht die heute so vehement gepuschte Wendung von „Bäuerinnen und Bauern“.
So gerne es mir leid tut:
Das „generische Maskulinum“ ist keine Erfindung des 19. Jahrhunderts! Das generische Maskulinum gab es schon immer im Deutschen -
sie mag es noch so vehement bestreiten.
Ein Hinweis zum Abschluss
Bei den Artikeln hat das Deutsche die drei Genus-Formen der - die - das entwickelt.
Aber bei den W-Frageformen gibt es diese Genus-Differenzierung im Deutschen keineswegs.
Alle Kasus-Formen sind nach dem Muster des maskulinen Artikels gestaltet:
Nominativ: der è Wer?
Genitiv: des è Wes(sen)
Dativ: dem è Wem?
Akkusativ: den è Wen?
Das Deutsche nutzt also die Endungen des maskulinen Artikels. Mit anderen Worten:
Das Formenmuster des Maskulinums wird herangezogen, um eine einheitliche generische Form zu bilden.
Aber vielleicht sollte man das nicht zu laut sagen. Denn sonst steht zu befürchten, dass die feministischen Linguistinnen zu weiteren Sprachneuerungen aufpuschen: Werden wir irgendwann von den Sprachblockwartinnen vernehmen, man dürfe nicht mehr fragen:
Wer ist das?
sondern Wer oder Wie/Wer:in ist das?
(mit gendergerechter Umformung des Maskulin-lastigen WER)
Ich wage zum Schluss nochmal den alten, weißen Mann zu zitieren:
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