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Ulrich Schmidt

Arbeitslos

Aktualisiert: 17. Aug. 2021

Arbeitslos? Arbeitsuchend!


Wissen Sie, manchmal kriegt man richtig interessante Fragen gestellt, zum Beispiel die:

„Ein Freund hat mir gesagt, man dürfe im Lebenslauf auf keinen Fall das Wort „arbeitslos“ schreiben. Denn das klingt so, als ob man die ganze Zeit passiv herumgehangen hätte.

Man müsse von „arbeitsuchend“ sprechen. Denn das signalisiert, dass ich aktiv geworden bin und in dieser Zeit aus eigener Initiative nach einer Arbeit gesucht habe. Fürwahr - ich weiß nicht, wie oft ich diese Weisheit schon vernommen habe. Aber, mal Hand aufs Herz: Das ist doch nur ganz primitive Wortkosmetik! Kann man es durch so etwas wirklich schaffen, dass die Bewerbung positiver aufgenommen wird?

Schauen wir uns doch einmal den Arbeitgeber an, der diese Bewerbung liest. Da sitzt er auf seinem Bürostuhl und blättert gedankenverloren die eingegangenen Bewerbungen durch. Ich kann förmlich hören, wie er die Unterlagen mit leisem Murmeln sortiert.

„Oh, Kevin Meier! Der war 8 Monate arbeitsuchend! Der Kevin ist also morgens um halb sieben aufgestanden, ist durch die Stadt gelaufen, hat das Internet auf den Kopf gestellt und hat an allen Hebeln gedreht, um nach einer Stelle zu suchen! Das ist ein Guter!“

Er blättert weiter:

„Ach je, Chantale Müller! Nach der Schule war sie 9 Monate arbeitslos, steht da jedenfalls! Die Chantale hat also die ganze Zeit auf dem Sofa gesessen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen! Können wir nicht gebrauchen!“

– Und die Bewerbungsmappe landet im Papierkorb neben dem Schreibtisch. Lässt sich denn wirklich ein Personalchef oder dein Arbeitgeber durch solch simple Verpackungs-Kosmetik einlullen? Glaubt denn allen Ernstes irgendjemand, dass selbst der dümmste Personaler sich von dieser Wortklauberei einfangen ließe? Vielleicht funktioniert es ganz anders herum! Vielleicht sagt sich unser Personaler:

„Meine Güte, da will sich schon wieder jemand mit einer bedeutungslosen Worthülse ins rechte Licht setzen! Nein, nein, da ist mir der Kollege, der sagt, dass er arbeitslos war, doch viel sympathischer!“
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